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Selen – Gift oder lebensnotwendig für den Immunstoffwechsel

Obwohl die Lebensnotwendigkeit von Selen als Spurenelement bereits 1957 erkannt worden war, dauerte es noch einige Jahrzehnte, bis diese Erkenntnis in die medizinische Praxis umgesetzt wurde.

Selen – Gift oder lebensnotwendiges Spurenelement für den Immunstoffwechsel?

Selen – Gift oder lebensnotwendiges SpurenelementSelen ist als Mikronährstoff im Körper zwar nur in »Spuren«, also in sehr geringen Mengen vorhanden. Trotzdem ist dieses Halbmetalllebensnotwendig für den Immunstoffwechsel und wird in der Behandlung onkologischer und entzündlicher Erkrankungen ebenso eingesetzt wie in der Zahnmedizin.
Obwohl die Lebensnotwendigkeit von Selen als Spurenelement bereits 1957 erkannt worden war, dauerte es noch einige Jahrzehnte, bis diese Erkenntnis in die medizinische Praxis umgesetzt wurde. Vergleichbare Schicksale in der ernährungsmedizinischen Geschichte zeigten sich aber auch bei anderen so genannten Mikronährstoffen:

Die Lebensnotwendigkeit von Chrom, Beta-Carotin oder Kupfer sprach sich erst im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts herum. So schützen Carotinoide vor Krebs, Polyphenole vor Bakterien und Entzündungen, Phytosterine senken das Cholesterin, Faserstoffe den Blutzucker und Phytoöstrogene lindern klimakterische Beschwerden. Übrigens alles Stoffe, die in Pflanzen vorkommen und die man nicht synthetisch herstellen kann.

Selen ist Bestandteil wichtiger Enzyme, deren Aufgabe es ist, den Körper vor der Wirkung schädigender Moleküle, wie Schwermetalle und freie Radikale, zu schützen.

Ein Mangel an Selen kann gravierende gesundheitliche Probleme zur Folge haben. Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass moderne Zivilisationskrankheiten, wie Atherosklerose oder Krebs, u.a. in direktem Zusammenhang mit einer Selenunterversorgung stehen.
Weiter Untersuchungen zur Untermauerung dieser Erkenntnisse sind notwendig und wünschenswert.

An den medizinischen Fakultäten Leipzig, Jena und Dresden wurden breit angelegte Untersuchungen zur Spurenelementversorgung der Bevölkerung durchgeführt. Es wurden 1.000 Nahrungsmittel auf deren Gehalte, Verluste durch Lagerung und Kochprozesse analysiert. Gleichzeitig wurde die tatsächliche Aufnahme an Spurenelementen durch Getränke und Speisen in einem Zeitraum von drei Wochen bei unterschiedlichen Ernährungsweisen ermittelt.

Die Selengehalte unserer Lebensmittel

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 20–70 µg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Demnach wären 70–80% der Bevölkerung in Deutschland selenunterversorgt. Dies liegt insofern nahe, wweil Deutschland als Selenmangelgebiete gilt.

Die Selengehalte unserer LebensmittelAuf Grund von Überdüngung, ausgelaugten Böden, saurem Regen und der Schadstoffbelastung durch Schwermetalle finden sich nur geringe Selenkonzentrationen in den Böden, diese wiederum verursachen geringe Selengehalte bei sämtlichen Agrarprodukten. So kann es auch beim letzten Glied der Nahrungskette, beim Menschen, zu Selenunterversorgung kommen.
Erhöhten Bedarf an Selen haben zudem ältere Menschen, Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit, Leistungssportler, Personen mit bestimmen Krankheiten.
Durch die Nahrungsmittelzubereitung, insbesondere durch Kochprozesse, treten zusätzliche Selenverluste von 40–60% auf.
Die tägliche Selenaufnahme des Durchschnittsdeutschen liegt etwa bei 15–20µg. Die empfohlene Mindestmenge beträgt 70µg für einen Erwachsenen.
Die Muttermilch enthielt bei 85% der stillenden Mütter weniger als 5µg Se/l (optimal > 10µg/l).
Altersabhängig waren bei Senioren Selendefizite am ausgeprägtesten.
Selen kann aber auch überdosiert werden!

Selendefizite – wodurch?

Regelmäßiger Alkoholkonsum, aber auch chronische Erkrankungen, vor allem Entzündungen an den inneren Organen oder an den Gelenken erhöhen den Selenverbrauch. Personen mit Leber-, Bauchspeichel- und Immunerkrankungen haben im Vergleich zur Normalbevölkerung einen erhöhten Bedarf an Selen.

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Bei der nekrotisierenden Verlaufsform der Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) konnte man die
Sterblichkeit von über 34% durch gezielte Selenzufuhr auf unter 5% senken. Ähnliche Ergebnisse erzielte man an der
Dresdner Universitätsklinik für Chirurgie.

Tumorbehandlungen

Studien haben ergeben, dass begleitende Selengaben einerseits die Wirkung von Chemotherapien verstärken,
andererseits die Nebenwirkungsraten von Strahlen- und Chemotherapien reduzieren.

Selen bei entzündlichen und viralen Erkrankungen

Selen hat die bei Nährstoffen äußerst seltene Fähigkeit Elektronen sowohl aufzunehmen als auch abzugeben.
So kann Selen – je nach Milieu des Gewebes, dem so genannten pH-Wert – reduzierend (also zellschützend)
oder oxidierend (also provozierend) agieren.

Herpeserkrankungen

Herpesinfektionen werden durch ein Virus hervorgerufen. 90% der Bevölkerung sind seit dem Kindesalter mit Herpes-Simplex-Viren infiziert, nicht alle erkranken jedoch daran. Der Grund dafür liegt in der körpereigenen Abwehr. Das Virus nistet sich in verschiedenen Nervenknoten ein und ist so für das Immunsystem unauffindbar. Wird unser Immunsystem beispielsweise durch Erkältung und Fieber, Stress oder verstärkte Sonneneinstrahlung geschwächt, kommt es zu einer Aktivierung des Virus und somit zum Aufflammen der Infektion.

Je schwächer das Immunsystem, desto höher ist das Risiko einer großflächigen Ausbreitung der Viren. Herpesinfektionen gehen mit Entzündungen im Lippen- und Mundbereich einher und sind mit Rötungen, Schwellungen, Bläschenbildung und Schmerzen verbunden. Entzündliche Prozesse verursachen immer oxidativen Stress, das heißt die vermehrte Bildung zellschädigender Stoffwechselprodukte (freie Radikale).

Als einer der möglichen Wirkmechanismen von Selen wird diskutiert, dass das Antioxidans in diesen Prozess eingreift, indem es die freien Radikale entschärft und neutralisiert. An bereits durch Viren oder Bakterien infizierten Stellen wird durch die Anwendung von Selen das Ausmaß der Zellschädigung gemindert. Dauer und Schweregrad der Entzündungen werden verkürzt bzw. gemildert und das Immunsystem wird allgemein aktiviert.

Entzündungen

Um Entzündungsprozessen entgegen zu wirken, bietet sich Selen an, da Entzündungsherde vom ph-Wert stets sauer sind. Selen nimmt Elektronen auf und schützt so Gewebe vor weiterer Zerstörung, z.B. bei
# Verbrennungen
# Sonnenbrand auf der Haut
# Entzündungsherde des Zahnfleisches oder der Mundschleimhaut.

Selen stoppt die Virusvermehrung

Viren können sich nicht selbst vermehren. Sie regen in der Zelle Enzyme an, die dann die Viren intrazellulär vermehren. Durch Medikamente ist ihnen schlecht beizukommen.
Anders mit freien Radikalen.

Wir alle kennen das Beispiel von Fieber bei Infekten.

Durch Erhöhung der Körpertemperatur auf mehr als 38,5°C bildet der Körper massiv freie Radikale. Bakterien-, Pilz-, Virennester werden im »Fegefeuer der Radikale« verbrannt, ebenso nicht mehr lebenstüchtige Zellen. Der Körper geht gereinigt aus der Abwehr hervor. Aus falschem Krankheitsverständnis setzen Betroffene zu häufig fiebersenkende Medikamente ein.

Selbstverständlich müssen aber bei zu hohem Fieber oder schlechtem Allgemeinbefinden fiebersenkende Maßnahmen ergriffen werden.
Immunschwache Patienten haben selten oder kaum Fieber. Sie denken, sie seien gesund und ihr Immunsystem sei stark. Häufig ist das Gegenteil der Fall. Wiederkehrende Herpesinfektionen, Gürtelrose oder auch Muttermundveränderungen der Frau sind Hinweise einer schlechten, am Boden liegenden Immunabwehr. Bei derartigen Immunschwächen hilft Selen.

Selen-Therapie in der Onkologie

Seit Jahren zeigt sich in der Onkologie, dass Selen die Nebenwirkungen von Strahlen- und Chemotherapie reduziert. Besonders bei den nebenwirkungsreichen Platin-Chemotherapeutika wird dieser Schutzeffekt deutlich.

Die Unsicherheit, dass Selen eventuell die Wirkung der Chemo-, Strahlentherapie mindern könnte, wurde inzwischen widerlegt. Selen in entsprechenden Dosierungen erhöht die Sensibilität von Tumorzellen gegenüber Chemo-Therapeutika und senkt die Anfälligkeit von gesunden Zellen und Organen.

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